Sexualität wird oft über- und noch viel öfter unterbewertet.
Ebenso wie die Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit ist Zärtlichkeit und Sexualität ein elementares Bedürfnis. Die Lust auf Sex ist völlig unabhängig vom Alter, der Form der Partnerschaft oder der sexuellen Orientierung.
Findet keine Sexualität statt oder ist diese problematisch, wird dies als belastend für die Beziehung erlebt. Dies führt leicht zu Streit und zu Krisen.
Eifersucht und Fremdgehen sind oft die Folgen ungelöster sexueller Probleme. Dies führt oft zu Trennungen, die zu vermeiden gewesen wären.
Aufgeklärte Sexualität
Sexualität ist aus den Medien nicht mehr wegzudenken. Auch im Schulunterricht wird gelernt, was Sexualität ist. Meiner Meinung nach sollte zuvor präventiv Beziehungskunde im Sinne einer allgemeinen Beziehungsfähigkeit gelehrt werden.
Sexuelle Probleme werden trotz aller Aufklärung häufig verdrängt oder auch verheimlicht. Häufig sind es ausgewachsene Kommunikationsprobleme. Man traut sich nicht, mit dem Partner darüber zu sprechen, schämt sich.
Sexualität ist noch immer ein Tabu-Thema
Dies ist erstaunlich. Es gibt so viele Portale im Internet, die sich nur mit Sex beschäftigen. Fremdgehen oder jemanden kennenzulernen ist nur einen Klick entfernt. Vielleicht ist es gerade die Illusion, Problem im sexuellen Bereich nicht lösen zu müssen, sondern den nächsten zu finden, welche verhindert, offen mit dem Partner über Wünsche, Häufigkeit und Probleme zu sprechen.
Sexuelle Unzufriedenheit ist weitverbreitet
Studien der Uni Göttingen zufolge betrifft sexuelle Unzufriedenheit exakt die Hälfte aller Befragten! Nach den ersten 10 Jahren einer Partnerschaft nimmt diese sogar noch weiter ab. Häufigste Ursache sei das unterschiedlich starke Verlangen der Partner. Noch mehr Zahlen: Rund 80 % der Unzufriedenen gehen später fremd. Nur rund 30 % aller Befragten gaben an, jemals mit dem Partner über ihre sexuelle Unzufriedenheit gesprochen zu haben. Wie viele Partnerschaften wohl kaputtgehen, weil nicht geredet wurde?
Scham, offen miteinander zu reden
Sexualität bewegt sich immer zwischen der Normalität, der Entwicklung und den Störungsfeldern. Es geht um sinnlich, körperliche Kommunikation. Es ist für viele nicht leicht, sich verbal über Sexualität auszudrücken. Neben Scham sind auch Schuldgefühle oder Wut und andere hemmende Emotionen mit dem Thema Sexualität verbunden.
Männer sind anders, Frauen auch …
Die alte Sehnsucht nach Waffenstillstand statt Macht- und Manipulationsspielchen spielt auch beim Sex eine Rolle. Es gibt typische Männerbilder und typische Frauenbilder. Aber auch typische Lebensthemen und Entwicklungsstufen. Diese sind zwischen Männern und Frauen recht verschieden.
Nähe und Distanz oder Bindung und Autonomie
Häufig entsteht im Laufe der Jahre eine Art Symbiose zwischen Partnern. Damit einhergehend entsteht auch sexuelle Unlust oder Langeweile. Ebenso erzeugen abhängige Bindungen fast immer Lustlosigkeit.
Es gibt viele partnerschaftliche Zwickmühlen und Sackgassen, die als unbewusste Beziehungskonflikte zu sexuellen Störungen führen können. Viele nicht offen ausgelebte Konflikte werden sexuell ausgelebt. Mein Lehrer David Schnarch würde auf Selbstdifferenzierung bestehen.
Sexuelle Fantasien
Umfragen zufolge ist hier die Angst, darüber zu reden, riesengroß. Verdeckte Wünsche auszudrücken oder gar auszuprobieren, erfordert großen Mut. Hier ist die Angst vor Ablehnung im Weg. Der oder die Partnerin könnten ja schockiert sein. Doch woher weiß man das? Wir sind nicht besonders gut im Gedankenlesen. Darauf zu warten, ist häufig mit Verzicht verbunden. Dies kann zu Frust und Aggression dem Partner gegenüber führen.
Manche sexuellen Fantasien möchte man gar nicht ausleben, es macht einfach nur Spaß, sie in einem inneren Kopfkino ablaufen zu lassen. Manche davon sind auch optimal im eigenen Kopf aufgehoben.
Paartherapie und Sexualität
Nicht jeder Sexualtherapeut ist gleichzeitig Paartherapeut. Umgekehrt mach das Sinn. Partnerschaft beinhaltet Sexualität.
Viele Blockaden in diesem Bereich können mit Hypnose wieder in Fluss kommen.