Wir kommunizieren oft, ohne zu prüfen, ob wir richtig verstanden werden. Missverständnisse aber führen häufig ungewollt zu Streit.
Vermeiden Sie diese sprachlichen Fehler, um keinen Streit zu provozieren
Als Paartherapeutin habe ich es jeden Tag zu tun mit falscher Kommunikation, die zu Streit führt. Oftmals habe ich den Eindruck, dass wir in der Kommunikation zu sehr darauf vertrauen, dass unsere Mitmenschen uns schon verstehen werden. Das tun sie auch. Doch auf ihre eigene Art und Weise.
Wir können sprechen und sprechen doch nicht dieselbe Sprache. Wir haben eine Fülle von inneren Bildern und Assoziationen in unserem Kopf. Diese versuchen wir durch Worte anderen mitzuteilen. In einer Partnerschaft gehen wir davon aus, verstanden zu werden.
Doch unser Partner hat seine eigenen inneren Bilder, Gefühle und Assoziationen. Er sieht unsere Bilder nicht. Deshalb hört er zwar unsere Worte, verknüpft sie aber mit seinen eigenen Bildern.
Prüft man nicht rechtzeitig, ob man sich so ausgedrückt hat, dass der andere auch genau das versteht, was man gemeint hat, bauen sich leicht Missverständnisse auf.
Nach den ersten Missverständnissen folgen weitere. Unser Gehirn ist Spezialist in der Sinnsuche und im Ergänzen. Wenn wir etwas Unvollständiges hören oder sehen, ergänzt unser Gehirn das automatisch.
Ein klassisches Beispiel sind Sätze ohne Vokale.
knnn S ds vrsthn?
Je länger die Worte oder Zusammenhänge sind, umso „leichter“ können wir uns etwas zusammenreimen.
Doch nicht nur Fehlendes wird ergänzt, sondern auch das Wahrscheinliche wird angenommen. Hören wir eine weitschweifige Erklärung, schalten wir innerlich ab, weil wir davon ausgehen, sowie so schon zu wissen, was der andere uns sagen will.
Des weiteren ist unser Sprachverständnis emotional geprägt. Ein Kind, das von einem Hund gebissen wurde, verbindet andere Emotionen mit dem Begriff „Hund“ als ein Kind, das Hunde bislang einfach nur verspielt und verschmust wahrgenommen hat. Diese beiden Kinder haben beim Wort Hund völlig unterschiedliche Gefühle. In Partnerschaften gibt es viele „Hunde“. Der eine spricht etwas vermeintlich Neutrales an, der andere reagiert verletzt.
Das Wahrscheinlichste in der Kommunikation ist das Missverständnis!
Oft verwenden wir Sprache auch schlampig, bleiben vage in unseren Formulierungen und lassen so Interpretationsspielraum, die der Andere dann innerlich deutet und füllt. Typische Phänomene für unüberlegten Sprachgebrauch sind Über- und Untertreibungen wie „immer“, „nie“, „keiner“, „alle“ und so weiter.
Aber auch Verben, die als Substantive kommuniziert werden erhöhen den Interpretationsspielraum beim anderen. Je konkreter man ausdrückt, was man fühlt, umso leichter fällt es dem Anderen, präziser zu verstehen. Wenn jemand von DEM STRESS spricht, klingt das viel statischer und unüberwindbarer, als wenn man davon spricht, was ihn stresst.
Indirekte Kommunikation:
Zu falscher Kommunikation, die zu Streit führt, gehört auch die indirekte Kommunikation. In manchen Partnerschaften scheint es eine verklausulierte Sprache zu geben, keiner von beiden sagt, was er denkt. „Es wäre schön, wenn wir wieder etwas zusammen würden“, kann einerseits bedeuten, dass man konkret jetzt sofort meint, oder einen völlig anderen Zeitpunkt. Es kann aber auch sein, dass man etwas Bestimmtes mit einer definierten Person machen will. Vielleicht müsste der Satz lauten: „ich will Sex, am liebsten jetzt sofort“. Beim Partner kann jedoch z.B. ankommen, dass der andere vielleicht mit Kind und Kegel am Wochenende in die Berge fahren möchte.
Auch unbequeme Gespräche kann man versuchen, indirekt zu umschiffen. Statt zu sagen, was stört, hört man Sätze wie: „Ich glaube, du kannst dir denken, was ich jetzt denke.“ Oder man arbeitet mit Zitaten, was andere jetzt dazu sagten oder sagen würden. Auch Metaphern sind beliebt, um nicht Tacheles reden zu müssen. Oder „das weiß man doch“.
Indirekte Kommunikation sagt etwas, ohne etwas zu sagen. Man ist nicht belangbar. Der andere steht alleine da mit seinem blöden Gefühl. Beispiel: „Ich habe gehört, wie im Sport jemand sagte, dass Du manchmal ganz schön zickig bist.“ Peng! Autsch! Wer? Weiß ich nicht mehr. Machen Sie mal etwas gegen das schlechte Gefühl, dass sich mit einer solchen indirekten, nicht verifizierbaren Aussage ausbreiten wird. Der, der es sagte, kann sich zurücklehnen. Die Saat wird aufgehen.
Geschriebene Text-Nachrichten aller Art:
Ein Spezialfall der Missverständnisse, die zu Streit führen, entsteht durch schnell vom Handy versandte Nachrichten. Wir finden etwas treffend oder lustig und haben keine Ahnung, in welcher Verfassung der andere unsere Worte liest. Wir sehen auch keine emotionalen Zusatzinformationen. Deshalb führt nichts so schnell zu Streit, wie der Versuch, etwas per Kurznachricht zu klären.
Innerlicher Widerstand ist ein sicheres Zeichen, dass etwas Gesagtes in Form oder Inhalt nicht passt
Was tun: 3 Tipps gegen falsche Kommunikation, die zu Streit führt
- Sagen Sie deutlich, was Sie sagen wollen
- Hören Sie zu!
- Fragen Sie ihren Partner, ob Sie ihn richtig verstanden haben. Auch wenn Sie sich eigentlich sicher sind.
Zusammenfassung:
Wenn wir selbst nicht klar sind, was wir sagen wollen oder uns der Mut fehlt, unsere eigene Meinung zu vertreten, neigen wir dazu, unklar zu kommunizieren. Dadurch entstehen Missverständnisse und eine Kommunikation, die zu Streit führt! Beim Anderen kommt dann auch etwas Unklares an. Etwas, das innerlich ergänzt oder verarbeitet werden muss. Dabei wissen wir nie, welcher schlafende Hund gerade geweckt wird.
Nervt dich dein Partner?
Ein Wort ergibt das andere.
Statt etwas zu besprechen, bricht Streit aus.
Nichts ist geklärt – aber ihr verletzt euch gegenseitig.
Tut dir das gut?
Stärkt das eure Partnerschaft?
Wie wäre es, wenn du 5 Tipps hättest, die du heute noch umsetzt, um morgen eine glücklichere Partnerschaft zu führen?
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