Sprachliche Metaphern entstehen in Beziehungen unbewusst. Sie können viel über deren Charakter verraten.
Neulich saß ich in einer Weiterbildung und habe mich dort nicht besonders wohl gefühlt. Normalerweise hätte ich angefangen, entweder Quatsch zu machen, den Dozenten zu ärgern, mit den anderen Teilnehmern zu schwatzen, hätte meine E-Mails erledigt oder mir gewünscht, mein Strickzeug dabei zu haben … Dieses Mal sinnierte ich über Gesprächsfetzen, die mir aus den Praxis-Stunden noch durch den Kopf gingen. In weiteren Tagträumen sah ich mich als total hübsche junge Frau am Brunnen der Weisheit und der Liebe sitzen. Alle Liebespaare pilgerten zu mir und wollten, dass ich ihnen mit meinen Händen Wasser aus diesem Brunnen auf den Scheitel gießen würde. Es war wie eine Art Segen. Ich hatte schon immer eine rege Fantasie. Aus diesem Tagtraum heraus sinnierte ich weiter:
Jeder Mensch hat innere Bilder. Diese sind uns häufig jedoch nicht bewusst. Es gibt ein altes Sprichwort. Es heißt, ein Bild besagt mehr als tausend Worte. So ist das auch mit unseren inneren Bildern. Sie sind präzise Zusammenfassungen komplexer Inhalte. Wir drücken durch unsere Sprache in Metaphern aus, wie diese inneren Bilder beschaffen sind. Diese Bilder prägen wie innere Schaltpläne unser Verhalten. Lauscht man den Beschreibungen, wird vieles klar. Jede Metapher enthält Vorannahmen und Regeln. Das kann einschränkend sein. Aber nicht nur Einengungen und Probleme werden beschrieben, sondern auch die Stärken einer Partnerschaft werden in diesen Metaphern sichtbar gemacht. Wie und welche Metaphern in Beziehungen verwendet werden, kann eine ganze Menge zeigen!
Metaphern in Beziehungen sind oft sehr präzise
Häufig werden sie so dahin gesagt, betrachtet man sie jedoch etwas ausführlicher, steckt eine ganze Menge in diesen Bildern. Die Beiläufigkeit mit der Metaphern verwendet werden, zeigt deutlich, wie unbewusst sie in Beziehungen entstehen.
Metapher: Beziehung ist Arbeit
Ein Paar, welches die Metapher hat, dass Beziehung Arbeit ist, könnte die Beziehung als Verpflichtung empfinden. Einer oder beide könnten insgeheim auf Lohn oder Belohnung für die Bemühungen hoffen. Die Bezahlung sollte schon stimmen. Es ist womöglich anstrengend miteinander, macht nicht unbedingt Spaß. Die gemeinsame Wohnung könnte als arbeitsplatzähnlich empfunden werden, Vergnügen oder Freizeit werden eher woanders gesucht.
Wie geht es dir, wenn Dein Partner diese Metapher über eure Beziehung hat?
Vermutlich fühlst du dich häufig nicht begehrt und traust dich kaum noch, über deine Wünsche, Bedürfnisse oder Sehnsüchte zu sprechen. Es kann sein, dass du dich selbst als Last fühlst.
Wo könnte die Stärke dieser Metapher sein?
Wahrscheinlich gibt es kaum Verlustängste, kaum heiße Streits. Stattdessen könnte es sein, dass ziemlich rational über Dinge gesprochen wird.
Metapher: Mit dem Partner kämpfen
Wenn du mit deinem Partner kämpfst, bist du auf einem Kriegsschauplatz und im Krieg. Dein Partner ist dein Feind. Du brauchst Verbündete sowie Waffen. Es gibt Soldaten, Generäle und dergleichen. Man muss wachsam sein, braucht eine Strategie, eine Rüstung und sollte das Visier geschlossen halten. Schutzschilde, zurückschießen und Befehle passen bildlich hervorragend zu diesen Metaphern in Beziehungen.
Wie geht es dir, wenn dein Partner diese Metapher über eure Beziehung benutzt?
Vermutlich bist du entweder tot oder verwundet. Oder du hast dieselbe Metapher – und dein Partner ist entweder tot oder verwundet. Eine positive Möglichkeit könnte vielleicht darin bestehen, sich in Deckung wohl zu fühlen. Ein plausibles Argument für Rückzüge zu haben. Streit und Krisen wird es häufig geben. Auch ziemlichen Stress …
Wo könnte die Stärke dieser Metapher liegen?
Der Bestatter ist dein bester Freund. Der Sanitäter liebt dich auch. Die Krankenversicherung nicht. Dein Partner? Den hast du nicht. Du darfst weiter kämpfen sowie einsam und unverstanden sein. Das ist natürlich Quatsch!
Vielleicht ist die Stärke in der Lust am Sich-Reiben zu sehen, an der Auseinandersetzung. Womöglich braucht man Rückzugsräume, die man sich noch nicht anders traut zu nehmen.
Metapher: Beziehung ist ein sicherer Hafen
Ist deine Beziehung wie ein sicherer Hafen, dann hast du vielleicht weitere, nicht so sichere Häfen, in denen du nach bestandenen Abenteuern auf hoher See gerne anlegst. In den einen, sicheren Hafen jedoch möchtest du gerne immer wieder zurückkommen, dich ausruhen, verwöhnen lassen, um dann aufgetankt wieder in See zu stechen. Die Hauptbeziehung muss sicher sein, bequem und warm. Hier wird ausgeruht, ausgeschlafen, Kleidung gewechselt, gebadet und gegessen – und der Winter verbracht.
Wie geht es dir, wenn Dein Partner diese Metapher über eure Beziehung hat?
Du wirst dich vermutlich extrem bemühen, um Sicherheit, Wärme und Geborgenheit zu geben. Dennoch wirst du immer wieder am Strand stehen und warten, hoffen und bangen. Höchst wahrscheinlich wirst du betrogen. Unzuverlässigkeit statt emotionaler Sicherheit dürften die Grunderfahrungen sein, die du in Abwesenheit empfindest. Du wirst betrogen, das Boot legt in anderen Häfen an. Auch Gespräche darüber, dass in deinem Hafen andere Boote anlegen dürfen, es ja deine freie Entscheidung ist, sind sehr wahrscheinlich. Aber du musst diesen einen Platz freihalten! Das musst du. Eifersucht ist vermutlich ein häufiges Problem.
Liegts an dir oder liegts an mir?
Dass du dich nicht so anstellen sollst, hast du schon gehört, oder?
Doch die Eifersucht frisst dich von innen …
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Wo könnte die Stärke dieser Metapher sein?
In einem Hafen passieren viele aufregende Dinge, es wird niemals langweilig werden. Ein sicherer Hafen ist befestigt, hat Wellenbrecher und ist gut strukturiert. Von dort aus kann man die Meere erkunden. Es ist ein Ort, zu dem man gerne kommt, immer wieder, gerne verweilt – bevor man wieder aufbricht.
Metapher: Beziehung ist gemeinsam ein Bild malen
Wenn zwei ein Bild gemeinsam malen, wird eine weiße Fläche gestaltet. Das kann entweder sehr harmonisch aufeinander bezogen mit harmonierenden Farben und Formen sein oder grell und nicht wie aus einem Guss. Auch kann die Fläche unterschiedlich aufgeteilt sein. Der eine kann das Gemalte des anderen übermalen. Beim Malen kann der eine versuchen, Ideen zu geben und die Verantwortung für die Ästhetik übernehmen. Doch kann man ja über Geschmack prima streiten.
Hier geht es darum, gute Regeln und Gewohnheiten des Miteinander zu finden. Grenzen zu erspüren und zu wahren. Nicht im Werk des Anderen herumzufuhrwerken. Es gilt herauszufinden, ob und wie sich jeder individuell Raum nimmt. Sich so ausdrücken, wie es es von innen heraus kommt, auch auf die Gefahr hin, dass das Ganze als sehr moderne Kunst bezeichnet werden muss. Je nach Grad der Selbstdifferenzierung strotzt euer gemeinsames Bild vor Kreativität, Lust und Lebensfreude.
Es kann aber auch sein, dass eine gewisse Außenwirkung erzielt werden soll. Da hätte dann eher keiner der Beiden authentisch gemalt. Vielleicht macht man sich mal die Hände oder den Kittel schmutzig, braucht auch mal eine neue Leinwand oder hat Lust auf neue Farben. Vermutlich gibt es eine hohe Toleranz und eine große Verzeihlichkeit und Lust auf Farbe.
Wie geht es dir, wenn Dein Partner diese Metapher über eure Beziehung verwendet?
Du bist eingeladen, Farbe zu bekennen und mitzugestalten. Es ist erwünscht, dich auszudrücken und dich zu zeigen. Wieviel Raum du dir nimmst, ist deine Verantwortung. Auch ob du eher fließend in Aquarell oder in klare Linien unterwegs sein willst. Es kann sein, dass einer von euch beiden versucht, sich anzupassen. Vielleicht passt du dich an, um der Wirkung des Bildes willen. Oder du traust dich nicht, dich auszutoben, weil du befürchtest, dass dein Partner sich zu sehr für dich zurücknimmt. Oder dass einer von euch grenzenlos wird.
Wo könnte die Stärke dieser Metapher sein?
Hier sind Kreativität sowie Farbe und Form in der Metapher enthalten. Das könnte eine fröhliche, bunte und freudvolle Beziehung sein. Etwas gemeinsam zu gestalten, steht im Vordergrund. Durch den Ausdruck der beiden Individuen entsteht ein gemeinsamer Ausdruck des “Wir”, welches durch klare Positionierungen der beiden Persönlichkeiten gut aufgestellt ist. Auf jeden Fall ist Leidenschaft, Lebendigkeit und Spaß zu vermuten, auch das Auseinandersetzen mit der eigenen Persönlichkeit und der des Partners.
Jetzt würde ich gern behaupten, dass ich diese Metapher erfunden habe. Stimmt aber nicht. Ich darf nur mitmalen.
Metaphern sind toll – aber nur die richtigen!
Es ist ein Unterschied, ob ich Mister Right suche, mir einen Mann backe, der dann eine Stellenbeschreibung zu erfüllen hat oder ob ich davon ausgehe, dass Beziehung ein Tanz ist, den man gemeinsam zur Musik des Lebens tanzt.
Was ist, wenn solche Metaphern in Beziehungen auftreten, den Partner auf einen Sockel stellen, die Beziehung als Adlerhorst betrachten oder “wir beide gegen den Rest der Welt” das Motto ist, wenn man es mit „Zuckerbrot und Peitsche“ zu tun hat, gemeinsam „durch Dick und Dünn“ geht …. Hier verlinke ich dann mal zu “Krisen”.
Problematische Metaphern in Beziehungen sollten aufgelöst und durch glückliche innere Bilder ersetzt werden. Das geht schnell und fühlt sich sehr gut an. Achte darauf, in welchen Metaphern du von deiner Beziehung sprichst. Prüfe, ob dir das wirklich gefällt. Ansonsten ist es Zeit für ein neues inneres Bild.
Nervt dich dein Partner?
Ein Wort ergibt das andere.
Statt etwas zu besprechen, bricht Streit aus.
Nichts ist geklärt – aber ihr verletzt euch gegenseitig.
Tut dir das gut?
Stärkt das eure Partnerschaft?
Wie wäre es, wenn du 5 Tipps hättest, die du heute noch umsetzt, um morgen eine glücklichere Partnerschaft zu führen?
Fordere sie dir hier an: