Ich muss hier mal kurz reingrätschen. Es geht ums Ausredenlassen. Ja, klar, du kennst das. Aber lies doch erstmal.
Mein Mann hat es heute schon wieder getan. Er hat mich mitten im Satz unterbrochen, ist mir ins Wort gefallen. Das hat mich aufgeregt und ziemlich geärgert. Dabei mache ich das bei ihm auch. Mindestens genauso oft. Manchmal hilft es nicht weiter, Paartherapeutin zu sein und theoretisch alles über Beziehungen zu wissen …
Wirst du auch unterbrochen in deiner Rede? Kennst du das? Ärgert dich das auch?
Zuerst war ich einfach aufgebracht, aber dann habe ich mir überlegt, was ich zukünftig tun kann.
Voll die Therapeutin, die ich bin, habe ich versucht zu verstehen, warum Menschen einander unterbrechen, obwohl sich so gut wie jeder darüber aufregt, selbst unterbrochen zu werden.
Warum fallen wir einander ins Wort?
Meine Überlegungen hierzu sind vielfältig und ich teile sie gern mit dir: 11Gründe, warum wir andere unterbrechen.
Es gibt also viele Gründe, warum wir einander ins Wort fallen. Sie zu kennen, macht nachvollziehbar, was geschieht. Aber es ärgert mich trotzdem! Es muss ein neuer Plan her. Nur zu verstehen, warum ich unterbrochen werde, reicht mir nicht.
Was kann ich tun, um nicht mehr unterbrochen zu werden?
Ich könnte an meinem Image und meiner Ausstrahlung arbeiten. Ich könnte zum bösen Meister werden, Furcht und Respekt verbreiten. Oder ich könnte eine Prinzessin sein, die von einem Ritter oder Bodyguard beschützt und verteidigt wird.
Haaaalt!
In der Realität werde ich weder gefürchtet noch möchte ich das, und ich bin auch nicht besonders royalistisch. Ich brauche einen konkreten Plan, was ich künftig tun will, wenn ich unterbrochen werde.
- Plan #1: Ich mache einfach keine Pausen mehr beim Reden.
- Plan#2: Ich rede stoisch weiter, blicke streng und ignoriere Unterbrechungen.
- Plan#3: Ich sage streng: Ich war noch nicht fertig.
- Plan#4: Ich flüstere mit sexy Stimme so leise, dass er sofort neugierig lauschen muss.
- Plan#5: Ich unterbreche ihn zukünftig ebenfalls und zahle es ihm heim.
- Plan#6: Ich spreche es an. Direkt und geradeheraus.
- Plan#7: Ich bleibe entspannt, lasse mich erst einmal unterbrechen. Dann warte ich, bis er fertig ist und sage freundlich: „Du hast mich gerade unterbrochen. Das finde ich nicht so schön.“ Oder: “Du, ich war noch gar nicht fertig.“
Natürlich ist Plan #7 die entspannteste Reaktion.
Alle anderen Varianten erzeugen Druck und provozieren womöglich Gegendruck. Daraus kann leicht Streit entstehen.
Wenn du so empfinden wie ich, dann geht dein Temperament auch manchmal mit dir durch. Sowohl was das Unterbrechen anderer betrifft als auch die Empörung, wenn du selbst unterbrochen wirst.
Was wir alle aus dem Unterbrochen-werden lernen können:
- Kaut dir gerade jemand ein Ohr ab? Kann man das auch eleganter als durch unterbrechen abkürzen, strukturieren oder interessanter hinbekommen?
- Kannst du den Anderen auf seinen womöglich unpassenden Beitrag hinweisen?
- Wird es vielleicht durch eine gut gestellte Zwischenfrage interessanter?
- Wie ist es bei dir selbst? Überfällst du den Anderen gerade in einem Moment, in dem er selbst innerlich gar nicht auf Empfang ist?
- Verrennt sich dein Gegenüber gerade, du scharrst innerlich mit den Füßen, weil jede weitere Argumentation immer weiter in eine falsche Richtung gehen würde? Könntest du das auch ohne zu unterbrechen hinterfragen, im Sinne: „Wie kommst Du zu dieser Annahme, die ich schon zu Beginn anders formulieren würde – meiner Meinung stellt sich das so und so dar.“
An alle, denen es geht wie mir: Atmen, lächeln, an die eigene Nase fassen, Krönchen richten und entspannt abwarten, bis der Andere seine Unterbrechung unterbricht. Dann charmant-entspannt darauf hinweisen, dass man sich das anders wünscht und den eigenen Faden wieder aufgreifen. So der Plan…